1. Was ist Konditionierung?
Konditionierung ist ein Begriff aus der Lernpsychologie. Sie beschäftigt sich mit Formen des Lernens von Reiz-Reiz-Assoziationen bzw. von Reiz-Reaktions-Mustern durch wiederholte Koppelung von Reizen.
2. Klassische Konditionierung
Die klassische Konditionierung beinhaltet oft automatische und reflexartige Reaktionen des Hundes. Auf ein bestimmtes Signal hin lernt der Hund eine bestimmte unwillkürliche Reaktion zu zeigen.
Dazu zwei Beispiele:
3. Operante Konditionierung
Die operante Konditionierung basiert auf freiwilligem Verhalten, das durch Versuch und Irrtum und darauf folgende Konsequenzen geformt wird. Das bedeutet, dass Verhalten durch Belohnung oder Bestrafung beeinflusst wird.
Ein Beispiel:
Der Hund setzt sich auf ein bestimmtes Signal, weil er dafür ein Leckerli bekommt.
4. Möglichkeiten, Verhalten zu formen:
5. Haben negative Ereignisse einen stärkeren Einfluss als positive?
Kurzum: Ja!
In der Forschung ist dieses Phänomen als „Negativitätsbias“ (Negativitätsdominanz) bekannt.
Evolutionsbiologische Gründe:
In der gefährlichen Umgebung der Vorfahren unserer Hunde, der Wölfe, war es überlebenswichtig, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen. Gefahren wie andere Raubtiere oder arteigene Konkurrenten konnten unmittelbar lebensbedrohliche Konsequenzen haben. Positive Ereignisse hingegen waren weniger relevant für das Überleben. Das Gehirn hat sich deshalb darauf spezialisiert, Negatives stärker wahrzunehmen und langfristiger abzuspeichern. Dieser Fokus auf Gefahren war ein entscheidender Vorteil in einer von Risiken geprägten Umgebung.
Neurobiologie des Gehirns:
Negative und positive Informationen werden unterschiedlich verarbeitet. Die Amygdala spielt als Emotionszentrum bei Mensch und Hund eine Schlüsselrolle in der Verarbeitung von Emotionen, insbesondere von Angst und Bedrohung. Negative Ereignisse aktivieren die Amygdala stärker und intensiver als positive, wodurch das Erlebnis prioritär abgespeichert wird. Parallel interagiert die Amygdala mit dem Hippocampus (Gedächtnis), um zu gewährleisten, dass negative Erlebnisse besser gespeichert werden. So können in Zukunft ähnliche Situationen vermieden werden.
Wenn Sie diesen Absatz aufmerksam gelesen haben, verstehen Sie sicherlich besser, warum Problemverhalten oft nicht mit rein positiver Verstärkung erfolgreich behandelt werden kann oder warum sich unerwünschtes Verhalten so schnell manifestiert.
Auch dazu ein Beispiel: Ein Hund bellt andere Hunde beim Spaziergang an und springt in die Leine, weil er Angst und Unsicherheit verspürt. Es handelt sich in diesem Fall um eine natürliche Abwehrreaktion, da er sich in der Nähe anderer Hunde bedroht fühlt. Wenn sich die fremden Hunde nun entfernen, hat der Hund aus seiner Sicht Erfolg mit seinem Verhalten – Die vermeintliche Gefahr verschwindet, die eigene körperliche Unversehrtheit oder auch andere Ressourcen bleiben erhalten. Das Verhalten ist evolutionspsychologisch sinnvoll und selbstbelohnend. Das Verhalten wird in Zukunft häufiger gezeigt.
Insbesondere bei bereits manifestiertem Verhalten ist es in solchen Fällen meistens nicht mehr möglich, den Hund durch Gabe eines Leckerlis ohne Bellen und Leinenzerren an anderen Hunden vorbeizuführen. In der Logik des Hundes ist es wichtiger, für die eigene Sicherheit (und ggf. die seines Halters) zu sorgen.
6. Wenden Hunde untereinander positive Verstärkung (Belohnung) an, um Fehlverhalten zu korrigieren bzw. umzulenken?
Bei Fehlverhalten untereinander beobachte ich am häufigsten die positive Bestrafung, z.B. in Form von Anknurren, Abschnappen oder Anrempeln.
Hunde kennen keine Moral und Hunde bestechen sich nicht!
Fehlverhalten wird sofort und im besten Fall deutlich sanktioniert. Daraufhin entspannt sich die Situation üblicherweise wieder.
7. Wann ist der Einsatz von ausschließlich positiver Verstärkung angezeigt?
8. Für Interessierte: Was ist der Unterschied zwischen operanter und instrumenteller Konditionierung?
Die Bezeichnung instrumentelle Konditionierung wird meistens mit operanter Konditionierung gleichgesetzt, was jedoch nicht korrekt ist.
Bei der instrumentellen Konditionierung wird die Verstärkung oder Abschwächung von instrumentellem Verhalten betrachtet. Das Verhalten wird also als Instrument (= Mittel, Werkzeug) eingesetzt, um etwas herbeizuführen. Damit bezweckt dann ein Lebewesen, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, und hat entweder Erfolg oder nicht. Je nach dem Resultat (Outcome) wird es beim nächsten Mal wieder dasselbe oder eher ein anderes Verhalten zeigen.
Bei der operanten Konditionierung wird beliebiges spontanes Verhalten betrachtet, das von einem Lebewesen auch unbeabsichtigt oder rein zufällig gezeigt werden kann und ohne weitere Bedingungen (wie z. B. das Vorhandensein eines Problems) wiederholt werden kann.
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